Kunstraum Engländerbau "Komplizen"

Juni 2017

Die junge Liechtensteiner Kunstfachfrau Melanie Büchel und der ebenso junge Künstlerkurator Eugen Fulterer aus Rankweil sind Überzeugungstäter. Ihre Ausstellung im Engländerbau in Vaduz ist viel mehr als ein beliebiges Projekt. Es ist ihre eigene Lebensphilosophie, die sich in dieser Kunstzusammenarbeit manifestiert. Beide Kunstleute sind davon überzeugt, dass der romantische Geniebegriff, dass künstlerisches Einzelgängertum nicht mehr zeitgemäß sind. Stattdessen setzen sie auf die Wirkung der Zusammenarbeit mit dem Ziel, das künstlerische Potential Vorarlbergs, Liechtensteins und der Ostschweiz offenzulegen.

Im Kollektiv haben sie acht Künstler und Künstlerinnen eingeladen, aus ihrem jeweiligen Kontext einen Partner zu suchen und gemeinsam ein völlig neues Werk für diese Ausstellung zu schaffen. Der Begriff des Kollektiven, der historisch und politisch belastet scheint, ist für sie die Leitlinie. Im Sinne des neuen Teilens, der „Share“-Philosophie“, bilden sie ein Netzwerk, eine Gruppe mit möglichst flacher Hierarchie. Im Dialog miteinander werden Ergebnisse geschaffen, die im Alleingang nie möglich gewesen wären. [...]

Essen und Gefühle. Die Entdeckung dieser Ausstellung ist aber die Arbeit von Milena Broger, die ihren Vater Frank Broger zu einer innovativen Kunstinstallation eingeladen hat. Dieses Projekt könnte möglicherweise die konventionelle Auffassung von Kochen und Essen revolutionieren. Sie ist Köchin im traditionelle Bergküche anbietenden Gasthaus „Klösterle“ in Lech/Zug. Dieses Szenelokal hat übrigens dieses Jahr erstmals auch im Sommer geöffnet. Er ist gelernter Grafikdesigner, der auch ein Magazin über ihre Heimat, den Bregenzerwald, verantwortet.

Unter dem Label „Bauchgefühle“ haben Vater und Tochter in einer substantiellen Zusammenarbeit menschliche Grundemotionen mithilfe von Lebensmitteln dargestellt, in Marmeladengläsern quasi eingekocht und damit geschmacklich wie auch visuell sichtbar gemacht. Eingekochte Tomaten stehen etwa für das Rot der Liebe. Dabei ist den beiden so etwas wie eine praktische Phänomenologie von Gefühlen wie Trauer, Wut oder Sehnsucht geglückt. Auch die klassische Trias von Glaube, Hoffnung und Liebe findet sich beschrieben. Es werden Fragen einer persönlich entwickelten Psychologie aufgeworfen, die ins Zentrum seelischer Zustände führen können.

Wolfgang Ölz